Raum und Gestaltungskonzept - Touristeninformation Würzburg
Gemeinsam mit dem Team des Kongress-Tourismus-Würzburg (CTW) haben wir die Touristeninformation im Falkenhaus auf dem Würzburger Markplatz komplett neu gestaltet.
Der agile Prozess dauerte ca. ein Jahr und und war eine wunderbare Reise mit einem engagierten Team, die zu einem tollen Ergebnis geführt hat.
Das Falkenhaus
Als Haus zum Falken wurde schon der Vorgängerbau bezeichnet. Dieser diente von 1338 bis 1406 als Wohnhaus des Dompfarrers. Die heutige Bausubstanz war ab 1629 Gasthaus („Hof zur Burgpfarre”) [1], das 1735 von Gastwirt Franz Thomas Meißner erworben wurde. Meißners Witwe Barbara ließ 1751 die dreigiebelige Rokoko-Fassade von wandernden oberbayerischen Stukkateuren errichten. Bis ins 19. Jahrhundert beherbergte das dreigeschossige Falkenhaus Würzburgs einzigen Konzert- und Tanzsaal.“ (Quelle: WürzburgWiki)
Heute findet sich neben der Stadtbücherei auch die Touristen-Information im Erdgeschoss des Falkenhauses zentral in der Würzburger Innenstadt.
Bild: Blick auf das Falkenhaus: Eingang zur Tourist Information am Oberen Marktplatz in Würzburg
Die Ausgangslage
Der Congress-Tourismus-Würzburg (CTW) unter der Leitung des Tourismusdirektors Björn Rudek sah es als zwingend notwendig an die Räumlichkeiten der Tourist Information (TI) im Falkenhaus nach ca. 20 Jahren zu erneuern und optisch sowie inhaltlich zu modernisieren.
Der Zeitpunkt des Projektstarts lag mitten in der Pandemie – die TI war also geschlossen und auch deshalb bot sich der rasche Projektbeginn an.
Bild: Status Quo im Jahr 2021 zu Projektbeginn
Das Projekt beginnt
Mit einem KickOff-Workshop zu den Zielen, Wünschen, Vorstellungen und Maßnahmen des Umbaus begannen wir die Projektarbeit. In regelmäßigen virtuellen Meetings mit den Verantwortlichen von Seiten CTW und jo’s büro wurden alle Rahmenbedingungen besprochen, Bedürfnisse und Machbarkeiten diskutiert und mögliche Fallstricke der Umgestaltung herausgearbeitet.
Vor allem zu Beginn des Projekts halfen uns die agilen Methoden, in alle Richtungen frei und weit zu denken – es entstanden unterschiedlichste Ideen, die von interaktiven Elementen über Animationen bis hin zu Verkaufswelten und Partnerschaften reichten. Alles wurde auf einem stark wachsenden virtuellen Whiteboard gesammelt und diente beiden Seiten des Planungsteams immer als zentrale Datenbank und Informationspool.
Diese agile Arbeitsweise brachte uns schon zu Beginn des Projekts einen sehr vielseitigen und kreativen Output. Hier erfahrt ihr mehr über die agile Arbeitsweise bei jo’s büro
Bild: Projektplanung im virtuellen Board
User Centered Design Process – Hinterfragen von bereits existierenden Bestandteilen
Wichtig war uns und der CTW natürlich, auch die Perspektive der Nutzer*innen einzunehmen und danach die geplanten Maßnahmen zu gestalten. Hierfür mussten wir uns fragen, wer in die Tourist Information kommt, was die Besucher*innen möchten und was ihre Bedürfnisse sind.
Dazu war uns das Feedback vom Team der TI enorm wichtig und floss direkt in die Abstimmungen und Gestaltungsansätze mit ein. Das Konzept entwickelten wir von Woche zu Woche weiter und schon bald stand der äußere Rahmen der Gesamtgestaltung fest: Was wird in der TI gebraucht, was kann weg, was lässt sich nicht verändern? Welche Räume und Themen soll es geben? Diese Fragen wurden im Team besprochen und optimale Lösungen gesucht.
Bild: Planung Verkaufswelten und Inspiration im virtuellen Board
Design und visuelle Konzeption
Um die visuelle Gestaltung, die eben diesen Rahmen umschließen sollte, schnell jedem zu verdeutlichen, wurde im Rapid-Prototyping-Verfahren jede Idee in 3D visualisiert, getestet und besprochen.
Mit Hilfe von Augmented Reality tauchte das Team in regelmäßigen Abständen in die geplante visuelle Gestaltung vor Ort ein und konnte schnell entscheiden was funktionieren würde oder gut aussah – und welche Ideen eher hinten angestellt werden sollten.
Regionaler Bezug
Schon zu Beginn war klar: in der Tourist Information in Würzburg muss auch Würzburg drin sein.
Es gab früh die Idee, durch Textfahnen in fränkischer Mundart das Regionale in den Vordergrund zu stellen. An verschiedenen Stellen wurden sehr reduziert Aussprüche wie „Fraach uns, mir freun uns!“ anstatt „Sprechen Sie uns an, wir helfen gerne!“ platziert.
Unterstützt wurden wir dabei wieder von unserem Textbüro der Schreiberei Eder.
Bild: Texttafel hinter der Informationstheke
Das Foyer – Willkommen in Würzburg
Im Foyer war uns ein dezenter Eyecatcher sehr wichtig. Die Idee war eine Animation, die Würzburger Wahrzeichen und passende Informationen dazu zeigt. So können die interessierten Betrachter*innen zuallererst innehalten und ein paar Insights von Würzburg auf sich wirken lassen.
Die zweisprachig gehaltene Animation ist auch bei geschlossener TI am Abend oder in der Nacht durch die Glasschiebetür gut ersichtlich und lädt zum Wiederkommen ein.
Bild: Animationsprojektion im Foyer; Kinetische Silhouetten Animation mit Textinformationen
Willkommen in der TI
Nach dem Durchqueren des Foyers steht man auch schon im nun viel geräumigeren Willkommens- und Beratungsraum der TI, welcher sich auf zwei Ebenen verteilt. Durch das Entfernen von (Schrank-)Wänden und die Verlagerung der Backoffices konnte die Fläche fast verdoppelt werden.
Gleichzeitig wurden die angebotenen Artikel reduziert und wir konzentrierten uns auf die geplanten Verkaufs- und Informationswelten.
Blickfang des neuen Raumkonzepts ist die dunkle Wand mit Festungssilhouette, an der die Würzburger Souvenirs zu finden sind.
Ein Augenzwinkern
Direkt am Eingang werden wir begrüßt vom fränkischen Schild „Fei arch schöö, dass Du da bist!“
Die Schriftart Museo unterstreicht den Ausstellungscharakter, nicht starr sondern sehr charismatisch. Die Farbgestaltung des gesamten visuellen Konzepts besteht aus einem extra definierten Creme-Ton (statt weiß), Anthrazit und dem Rot-Ton der Stadt Würzburg.
Bild: Textschild Fränkische Begrüßung
Rechts an der Wand ist passend zur Weinregion Franken die „Weinwelt“ verortet, in der sich Produkte und Informationen zu den Weinen der Region und dem typischen Bocksbeutel befinden.
Neben der Produktinsel, die das Zentrum der TI bildet, findet sich auch der Aufgang zur Tickettheke. Hinter der Tickettheke beginnt der ganz in anthrazit gehaltene barrierefreie Aufgang, der durch eine Fotogalerie zur oberen Ebene führt und für Rollstuhlfahrer*innen und Kinderwagen geeignet ist.
Das Herzstück
Die eigentliche Informationstheke findet sich auf der oberen Ebene. Der Holzboden wurde neu aufgearbeitet und passt nun optisch zu den neuen Holzapplikationen auf der Theke und den Regalelementen.
Hinter der Theke (welche nun einen Rollstuhl-Beratungsplatz und verschiedene Steh- und Sitzarbeitsplätze zur Verfügung stellt) ist die Wand mit der Silhouette verschiedener Würzburger Kirchtürme gestaltet worden. In der Wand befindet sich eine „versteckte“ Tür zum Sozialraum der Mitarbeiter*innen.
Bild: Blick auf Infotheke
Weniger Barrieren
Gemeinsam mit der Beauftragten für Barrierefreiheit der Stadt Würzburg wurde in das visuelle Konzept ein stimmiges Blindenleitsystem integriert. Die Herausforderung: Mit den jahrzehntealten baulichen Gegebenheiten ein dennoch praktikables Konzept zu gestalten, konnte auch hier durch eine enge Zusammenarbeit mit dem Kreativteam gelöst werden.
Neue Räume schaffen
Der Rampenaufgang ist ein Beispiel für die tollen Ideen, welche zu Beginn auf dem virtuellen Board entstanden. In erster Linie dient der Weg dem barrierefreien Aufgang für Rollstühle und Kinderwagen – und so wurde er in der Vergangenheit auch genutzt.
Unser Ziel war es hier ein optisches und inhaltliches Highlight zu schaffen, um den Aufgang zu einem Magnet für jede/n Besucher*in zu machen.
Bild: links Entdecker-Welt Informationsmaterial, rechts Aufgang und Bildergalerie mit Sonderausstellung von Mario Schmitt zum Thema Kunst und Kultur während Corona
Beleuchtete Themenwelten
Auf dem Bild sieht man den Blick nach unten durch die Fotogalerie. Gegenüber der Fotoausstellung wurden die vorhandenen Regalnischen in der Wand genutzt um durch Leuchtkästen verschiedene Themenwelten für die Besucher*innen Würzburgs zu kreieren. Durch kurze Textinformationen und QR-Codes, welche direkt auf die passende Internetseite der Stadt Würzburg führen, werden Themen wie Kunst- und Kultur, Festivals und Weinfeste sowie andere Themen angeteasert.
Hier fiel die Entscheidung bewusst gegen eine durch digitale Displays gestaltete Wand. Gründe waren der visuelle Charakter aber auch Nachhaltigkeitsgedanken.
Bild: Galerieaufgang mit Blick auf die hinterleuchteten Themenwelten
Der Prozess
Der Prozess war spannend, bewegend, lustig, anstrengend und lehrreich. Am Ende steht ein tolles Team aus Kunden und Agentur vor einem herausragenden Ergebnis. Wir alle sind sehr stolz, dass wir nach ca. 20 Jahren der Tourist Information in Würzburg ein neues inhaltliches und visuelles Gesicht geben konnten.
Hier sehen Sie ein paar Einblicke aus diesem Prozess, wir wünschen allen Besuchern unserer wunderschönen Stadt am Main einen tollen, unvergesslichen und erinnerungsreichen Aufenthalt. Vielleicht beginnt er ja im Falkenhaus 🙂