4-Tage-Woche: Mein Erfahrungsbericht nach 3 Monaten
Immer wenn ich erzähle, dass ich nur noch 4 Tage in der Woche arbeite – Montags habe ich (mit wenigen Ausnahmen) immer frei – höre ich von meinem Gegenüber „Oh, das ist ja toll, das würde ich auch gerne!“, aber auch sowas wie „Ja schaffst du denn auch den Workload in kürzerer Zeit?“
Die meisten kennen das Arbeitszeitmodell aus Skandinavien. Häufig sind es dann aber in meinem Umfeld doch eher die älteren Generationen, die das Modell auch wirklich in Anspruch nehmen.
Ich frage dann oft, wieso sie nicht auch mal die 4-Tage-Woche bei ihrem Arbeitgeber thematisieren, wenn sie doch überzeugt von dem Konzept sind. Meist wird das dann sofort abgetan, da das durch innerbetriebliche Strukturen nicht möglich sei oder es wird nur verlegen gelacht. Aber warum nicht auch mal abseits bekannter Wege Gedankenexperimente wagen – so neu ist das Modell ja auch wieder nicht.
Bis vor ein paar Monaten war die verkürzte Arbeitswoche kein Thema für mich. Nach meinem Abschluss wollte ich erstmal arbeiten, Geld verdienen. Ich kannte das Modell von Teamkollegen, die den zusätzlichen freien Tag nutzen, um eigenen Projekten nachgehen oder um mehr Zeit mit der Familie verbringen zu können.
Und dann kam Corona
Corona hat uns alle gezwungen umzudenken, den Alltag der neuen Situation anzupassen. Für uns hieß das dann ab Mitte März „Homeoffice“ und dezentral von zu Hause arbeiten. Hinzu kam durch die veränderte Projektlage die Kurzarbeit. Hier bemerkte ich, dass es mir gefiel mehr Zeit für mich und mein Privatleben zu haben und dass ich trotz verkürzter Arbeitszeit meine Projekte locker schaffte – auch wenn diese nach und nach wieder mehr wurden. Ich war motivierter und konzentrierter. Und so ging es nicht nur mir, sondern auch dem Rest des Teams. Auch Jo ist das schnell aufgefallen und so brachte er die 4-Tage-Woche ins Gespräch – bei gleichem Gehalt versteht sich ;).
Verlängertes Wochenende?
Welchen Tag ich wählen würde war für mich sehr schnell klar. Da ich gerne Kurztrips unternehme und der Freitag von einem Kollegen frei gewünscht wurde, habe ich mich für den Montag entschieden. Also gesagt – getan: seit Juli diesen Jahres bin ich montags nicht da. Wir haben uns dagegen entschieden einen Tag in der Woche komplett zu schließen, um trotz 4-Tage Woche unsere Kunden perfekt betreuen zu können. Auch für Ersatz ist jederzeit gesorgt. Sollte es also einmal brennen, ist immer jemand da, der einspringen könnte.
Und was mache ich mit meiner gewonnenen Zeit?
Durch den dazu gewonnenen Tag am Wochenende bin ich viel entspannter und hetze nicht so durchs Wochenende. Ich komme zu mehr, habe aber auch mal die Muße nichts zu tun. Ich unternehme Wanderungen und fahre auch mal weg. Oder kann so banale Dinge wie Arzttermine gut unterbringen. Außerdem gehe ich wieder regelmäßig zur Thrombozytenspende, was ich zuvor zeitlich nur schlecht bewerkstelligen konnte. Auch zum Lesen komme ich wieder. Nicht, dass dafür zuvor keine Zeit gewesen wäre, aber nun nehme ich sie mir mehr/aktiver. Ansonsten versuche ich das Wochenende zu entzerren und erledige Dinge, die ich sonst samstags oder noch freitags nach der Arbeit erledigt habe, wie Einkaufen und dergleichen. Ich habe mehr Zeit für mich und meinen Freund, was auch ein Wunsch von mir war.
Und wie läuft das auf der Arbeit?
Durch tägliche – natürlich nur unter der Woche 😉 – Meetings wissen wir immer bestens über die eigenen Projekte und die der Teamkollegen Bescheid und können diese perfekt managen. Auch Aufgaben werden so verteilt. So ist jeder optimal ausgelastet. Meine Bedenken, dass ich durch die fehlenden Stunden meine Projekte nicht so gut „gewuppt“ kriege, konnte ich schnell über Bord werfen. Durch die engeren Absprachen und die bessere Organisation der einzelnen Projekte laufen diese wie gewohnt ab.
„Man muss sich auf seine
Teamkollegen verlassen können!”
Was man dazu braucht?
Natürlich sollte man nicht verschweigen, dass die 4-Tage-Woche einiges an Selbstdisziplin und Struktur braucht – denn durch die reduzierte Arbeitszeit müssen Projekte noch besser geplant und durchdacht werden. Man muss sich auf seine Teamkollegen verlassen können und und die sich auf mich. Man muss lernen darauf zu vertrauen, dass die Welt nicht zusammenbricht, wenn man mal einen Tag nicht da ist :). Man muss flexibler sein und gemeinsam an einem Strang ziehen. Aber solange man sich gut abstimmt und gut kommuniziert, ist alles machbar.
Mehr Insights folgen …
Danke für Dein Interesse.
Wir möchten unsere Erfahrungen zu diesem Thema in unserem Blog teilen. In einer Art Tage- oder eher Monatsbuch werde ich von unseren Planänderungen, Justierungen und Erlebnissen berichten.
Wenn Du Anmerkungen hast dann schreib uns!
Anna Peters
Brand Designerin, Mediengestalterin, Kreation